Zeittafel

 

1921

20. Mai: Wolfgang Borchert wird in Hamburg geboren. Er ist das einzige Kind

des Volksschullehrers Fritz Borchert (1890-1959) und seiner Frau

Hertha (1895-1985), geborene Salchow, einer niederdeutschen Schriftstellerin.

Die Familie wohnt in Eppendorf, Tarpenbeckstr. 82.


1923

23.-25. August: Der kommunistische »Hamburger Aufstand« wird niedergeschlagen.

 

1926

28. Februar: NSDAP-Chef Adolf Hitler hält in Hamburg erstmals eine Rede.

 

1928

Einschulung an der Volksschule in Hamburg-Eppendorf.


 

1931/32

Hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland im Zuge der Weltwirtschaftskrise.
1931 gibt es 121.000 Arbeitslose in Hamburg;
1932 sind es 173.000, das entspricht 13 Prozent der Gesamtbevölkerung.


1932

Übergang in die Oberrealschule in Hamburg-Eppendorf.

 

17. Juli: »Altonaer Blutsonntag« – bei einem SA-Propagandamarsch

durch das Arbeiterviertel werden 18 Menschen getötet.


1933

30. Januar: Hitler wird Reichskanzler.

5. März: Bei der Reichstagswahl erreicht die NSDAP in Hamburg 38,8 Prozent.

8. März: Die Bürgerschaft wählt einen neuen Senat, der von der NSDAP dominiert wird.


1934

17. April: Hitler besucht Hamburg.


Mit seinem Vetter Karlheinz Corswandt
Mit seinem Vetter Karlheinz Corswandt

1936

Borchert sieht Gustaf Gründgens als Hamlet auf der Bühne

und äußert den Wunsch, Schauspieler zu werden.


1937

7. März: Konfirmation in der St. Johanniskirche in Hamburg-Eppendorf.


1. April: Das »Groß-Hamburg-Gesetz« tritt in Kraft.


1938

Borchert verlässt die Schule nach der Obersekunda.

Erste Gedichte erscheinen im »Hamburger Anzeiger«.

Arbeit an dem Drama Yorick, der Narr!

 

9. November: Wie im gesamten Reich gehen auch in Hamburg

zahlreiche jüdische Einrichtungen in Flammen auf;

die Synagoge am Bornplatz wird zerstört.


 

1939

1. April: Borchert beginnt seine Lehre in der Buchhandlung C. Boysen;

gleichzeitig nimmt er Schauspielunterricht bei Helmut Gmelin.

Käse (mit Günter Mackenthun)


Jüdische Geschäfte werden systematisch »arisiert«.
1. September: Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen, Beginn des Zweiten Weltkrieges.

 

1940

18. Januar: Austritt aus der Kirche.

April: Wolfgang Borchert wird wegen »unerwünschter Gedichte« und des Umgangs in falschen Kreisen für kurze Zeit von der Gestapo verhaftet und verhört.

Arbeit am Sonettzyklus Sappho und an dem Drama Granvella. Der schwarze Kardinal.

31. Dezember: Wolfgang Borchert beendet seine Lehre.

 

Borchert in Lüneburg
Borchert in Lüneburg

1941

21. März: Wolfgang Borchert besteht seine Schauspielerprüfung vor der Reichstheaterkammer.

1. April bis Anfang Juni Schauspieler an der Landesbühne Osthannover.

Ab 6. Juni Militärdienst. Ausbildung zum Panzergrenadier in Weimar-Lützendorf.

Ab Oktober Fronteinsatz an der Ostfront bei Witebsk, Smolensk und Wjasma.


Ab 22. Juni: Angriff auf die Sowjetunion; deutsche Truppen

gelangen bis vor Moskau.
Temperaturen im Winter 1941/42 bis -40 °C.

 

Borchert als Soldat 1942
Borchert als Soldat 1942

1942

 Nach einer Schussverwundung an der linken Hand am 23. Februar wird Borchert

ins Heimatlazarett Schwabach verlegt.

Im Mai Verhaftung wegen des Verdachts der Selbstverstümmelung; Untersuchungshaft in Nürnberg.

Im Juli Freispruch vor dem Militärgericht, aber in einem neuen Prozess Verurteilung zu vier Monaten Gefängnis wegen staatsfeindlicher Äußerungen. Diese Strafe wird in sechs Wochen verschärfte Haft mit anschließender Frontbewährung umgewandelt.

Oktober: Entlassung aus der Haft zunächst in die Kaserne Saalfeld, dann in die Garnison Jena.

Dezember: Erneuter Einsatz an der Ostfront bei den Kämpfen um Toropez. Fußerfrierungen und Anfälle von Gelbsucht und Fleckfieber.

 

20. Januar: Auf der »Wannseekonferenz« beschließt die NS-Führung

die »Endlösung der Judenfrage«.


1943

28. Januar bis 16. Februar: Aufenthalt im Seuchenlazarett Smolensk. Borchert wird ins

 Heimatlazarett Elend im Harz verlegt.

Juni: Borchert wird in die 7. Genesungskompanie des Panzergrenadierbataillons 59 verlegt.


Juli: Schwere Bombenangriffe auf Hamburg. Die Wohnung der Eltern bleibt erhalten.

 

August: Während eines Urlaubs in Hamburg tritt Borchert im Kabarett »Bronzekeller« auf.

Im November soll er wegen Dienstuntauglichkeit entlassen und an ein Fronttheater

abgestellt werden. Am Abend vor dem Wechsel ans Fronttheater erzählt er politische Witze,

wird denunziert und wird erneut verhaftet.


1944

27. Januar: Borchert wird in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überführt.

Nach knapp neun Monaten Untersuchungshaft wird er wegen »Zersetzung der Wehrkraft«

zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, erhält jedoch »Strafaufschub zwecks Feindbewährung«.

Er wird nach Jena verlegt.


20. Juli: Attentatsversuch von Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen Adolf Hitler.


Borchert 1945
Borchert 1945

1945

Fronteinsatz im Westen.

Im März wird Borchert bei Frankfurt am Main von französischen Truppen gefangen genommen.

Während des Transports gelingt ihm die Flucht. Per Fußmarsch gelangt Borchert nach Hamburg.

Am 10. Mai kommt er in Hamburg an. Er hat Fieberanfälle und Gelbsucht.

 

 

 


Am 3. Mai wird Hamburg kampflos an die britischen Truppen übergeben.

Am 8. Mai wird die Urkunde über die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht unterzeichnet;
der Zweite Weltkrieg ist damit in Deutschland beendet.

Deutschland wird von den vier alliierten Siegermächten regiert;
Hamburg bildet das Zentrum der britischen Besatzungszone.

 

13. Oktober: Auftritt im Kabarett-Programm Janmaaten im Hafen.

Von November an Regieassistent bei den Inszenierungen von Nathan der Weise

am Hamburger Schauspielhaus.

Borcherts Gesundheitszustand lässt eine weitere Theaterarbeit nicht zu;

er ist weitgehend ans Bett gefesselt.


1946

Januar bis April: Aufenthalt im Hamburger Elisabeth-Krankenhaus; ab Ostern pflegen ihn die Eltern zu Hause.

Er schreibt die Kurzgeschichte Die Hundeblume im Krankenhaus; bis Ende des Jahres entstehen zirka 20 weitere Kurzgeschichten.

Im Spätherbst Arbeit an dem Stück Draußen vor der Tür.

Im Dezember erscheint die Gedichtsammlung Laterne, Nacht und Sterne im Verlag Hamburgische Bücherei.


Am 13. Oktober finden die ersten freien Wahlen seit 1932 in Hamburg statt;
Max Brauer (SPD) wird Bürgermeister.

Die Stadt hat mit der Forträumung von 43 Millionen Kubikmeter Trümmern zu kämpfen,
mit der Versorgung der Bevölkerung und der Flüchtlinge mit Wohnraum,
Wasser, Gas und Strom, Heizmaterial und Lebensmitteln.

Der Kältewinter 1946/47 fordert auch in Hamburg zahlreiche Opfer.


Claraspital, Basel
Claraspital, Basel

1947

Borchert schreibt zirka 25 weitere Kurzgeschichten.

13. Februar: Der Nordwestdeutsche Rundfunk in Hamburg sendet sein Stück Draußen vor der Tür im Hörspielprogramm.

April: Der Prosaband Die Hundeblume erscheint im Verlag Hamburgische Bücherei.

22. September: Reise zur Genesung in die Schweiz; Borchert wird ins St.-Clara-Spital in Basel eingewiesen.

20. November: Wolfgang Borchert stirbt im Baseler Spital.

21. November: In den Hamburger Kammerspielen findet die Premiere des Theaterstückes Draußen vor der Tür statt. Das Stück wird von weiteren Bühnen übernommen. Es wird in andere Sprachen übersetzt.

24. November: Trauerfeier und Einäscherung auf dem Hörnli-Friedhof in Basel.

Dezember: Der Erzählungsband An diesem Dienstag erscheint im Rowohlt Verlag.



1948

17. Februar: Beisetzung der Urne auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

 

20. Juni: In den drei westlichen Besatzungszonen findet eine Währungsreform statt.


1949

Im Rowohlt-Verlag erscheint die Ausgabe »Das Gesamtwerk«.

 

18. Mai: Die Hamburger Bürgerschaft billigt das in Bonn erarbeitete Grundgesetz.
Die Freie und Hansestadt Hamburg wird ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.


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